Yoah Nuri HARARI

HOMO DEUS    

Eine Geschichte von Morgen 

Dieses dicke Buch von Harari ist lesenswert und verwirrend zugleich, da es bei der Lektüre stark auf das Vorwissen oder die Vorkenntnisse des Lesers ankommt.

Der Autor beschreibt die Entwicklung und die Erfolge des Menschen und seiner Denkgebäude im Verlauf der langen Geschichte. In weiten Passagen wiederholt er anfänglich die Ideen seines vorher erschienenen Buches „Sapiens, eine kurze Geschichte der Menschheit“. Waren es in grauer Vorzeit Tiere und Gestalten von göttlichem Charakter, wurden es dann die Gestalten der Weltreligionen, die die Herrschaft ausübten. In der modernen Zeit ab der Renaissance formten sich Philosophien, Denkschulen und politische Theorien als politische Leitlinien heraus. Die letzten Entwicklungen während der Industrialisierung waren die sozialistisch-kommunistischen Ideologien und die demokratischen Grundlagen der Moderne.

Bis dahin hat der Leser 200 Seiten zu verdauen, um dann in kurzen Grundzügen den Stand des menschlichen Miteinanders ab nach dem zweiten Weltkrieg zu schildern. Erstmals nach 1945 gibt es keine globalen Konflikte mehr, die Atomächte entwickeln sich im Gleichgewicht der Abschreckung. Deswegen wird ein Krieg unwahrscheinlich.

Nun leben sehr viele Menschen in bescheidenem oder relativem Wohlstand, die meisten haben Arbeit und ein Dach über dem Kopf. Das führt dazu, dass  z. B. relativ gesehen mehr Menschen durch Gesundheitsschäden aller Art und durch falsche Lebensweise sterben als durch Kriegsereignisse, die sich regional oder noch mehr lokal begrenzen lassen.

Hier beginnt nun (ab Seite 368!) die Beschreibung seiner Begeisterung für die Informatik, die Computer und die damit verbundene Programmierung und beginnende Manipulation der menschlichen Verhaltensweisen nach mathematischen Regeln und Algorithmen.

Er beschreibt die Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz in Lobliedern wegen der Chancen, die sich für die Menschen auftun (können). Das Thema der Manipulation durch scheinbar gesicherte Erkenntnisse der Computerwelt oder des Internets wird nur mit Distanz geschildert, denn zwischen den Zeilen scheint immer wieder seine helle Begeisterung für die KI durch – der Mensch als Gott: HOMO DEUS. Ganz außer Acht lässt er die noch vorhandene große Skepsis vieler Wissenschaftler, was denn nun eigentlich als „KI – künstliche Intelligenz“ werden soll. Wie die „Faust aufs Auge“ passt dazu ein Artikel über KI in der Wirtschaftszeitung „brand eins- 9/18“, in dem man sich sehr skeptisch über den Stand von KI äußert und vor Verwechslungen mit programmierter Maschinenarbeit warnt. Zitat eines Autors in diesem Artikel: „Solange Alexa nicht über meine Witze lacht/lachen kann, solange ist die KI noch nicht erreicht“. Alexa ist bekanntlich die weibliche Computerstimme von Microsoft, die anfragt, ob und wie sie helfen könne. Aber eben nur, wenn vorher Algorithmen geschaffen wurden, mit deren Hilfe sie (vorprogrammiert) fragen soll.

Hier soll aber nicht das Interesse an dem Buch lahmgelegt werden. Deswegen muss der Interessierte auf weitere Inhalte verzichten und das Buch in der Bücherei ausleihen oder sich selbst kaufen. Honnít soit qui mal y pense`

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